514
nein Falle nahe kam und das Judenthum bereits vergessen war, so
verlor sic als Kirche doch auch wiederum., an innerer Krasl und
Lauterkeit des Glaubens. Die Übel traten immer deutlicher
bervor. Uneinigkeit und Herrschsucht entehrte die Gcisilichen, als
Führer der Heerde; die Neigung zum Mönchöwcscn griff störend in
das Berufsleben des Volkes, besonders durch Benedikt von Nursia;
Heiligenbilder bedrohten mit einem neuen Götzendienst die Kirche;
Anbetung der Märtyrer und ihrer Reliquien führte irre die
Andacht, und Schlaffheit der Sitten und einst verabscheute Laster
fingen an zu entehren den Christcnnamcn.
Unter solchen Umständen trat im Jahre 622 Muhamed, ein
Nachkomme Jsmacls, auf und ward Gründer einer neuen Religion,
des Islams. Er lehrte den Einen Gott, bekannte Mofes und Christum
als Propheten, sich selber aber als den verheißenen Tröster. Seine
Lehre legte er nieder in einem Buche, Koran genannt. Und da er
durch Feuer und Schwert den neuen Glauben zu verbreiten lehrte, so
raubte er der christlichen Kirche viele Länder in Asien und Afrika, wo
sie früher herrlich geblüht hatte, und drang endlich siegreich in Europa
ein. Da ward das Wort des Herrn erfüllt, das er vor dritthalb tau-
send Jahren dem Abraham gesagt hatte: Ich will den Ismael zum
großen Volk machen; er wird aber ein wilder Mensch sein; seine Hand
wider Jedermann, und Jedermanns Hand wider ihn. Muhamed war
eine schwere Zuchtruthc für die christliche Kirche. Aber das Salz war
ja auch dumm geworden.
Daö Hauptvcrderben für die Kirche Christi aber war, daß unter
den Bischöfen oder Patriarchen zu Rom, Alexandrien, Antiochien und
Constantinopel der Bischof von Rom, indem er den Vorrang des
Apostels Petrus geltend machte, sich immer mehr Gewalt und die
alleinige Herrschaft über die Kirche Christi anniaßtc, sich zum Papste
machte und sich für den Statthalter Christi auf Erden erklärte.
Diese Herrschsucht der Päpste wurde immer größer, ihre Streitigkeiten
mit den Fürsten immer häufiger, ihr Hochmuth immer unerträglicher
und ihr unchristlicher Sinn immer deutlicher. Den Päpsten folgten auf
diesem Wege die Bischöfe in den einzelnen Ländern, und deq Bischöfen
die Geistlichen in den einzelnen Gemeinen. Christenthum und Welt,
Kirche und Staat waren so zum zweiten Male in einen offenen und
verderblichen Kampf gerathen.
6. Während nun der größte Theil der morgenländischen
Kirche vom Islam überschwemmt wurde und die abendländische
immer mehr an Lauterkeit und innerer Kraft verlor: fand das
Evangelium einen neuen Eingang unter den heidnischen Völkern,
welche seit dem 4. Jahrhundert das römische Reich bestürmten.
Unter die Gothen an der Donau verbreitete Ulphi las (359)
das Evangelium, und übersetzte ihnen das Wort Gottes in ihre
Sprache. Unter den Galliern war besonders der Bischof
Martin thätig, so daß man ihn den Apostel der Gallier nennt.
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Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia Abraham Apostels Petrus Christi Hochmuth Martin Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Christi Rom Constantinopel Rom Christi Donau Gottes
der Juden 'feit Cyrus.
429
gen die Korner. Diefe leiden zwar auch , lie-
gen aber endlich, und Judäa ward gänzlich ver-
heert; die Einwohner werden als Sklaven ver-
kauft, und Aelia Gapitolina wird nur heidni-
fchen Bewohnern eingeräumt. Dennoch ha-
den die Juden es nachher oft verfucht, unter
Conftantin, unter Julian, den Tempel wieder
zu erbauen, aber vergeblich. Seit. Gsp fteht
eine Mofchee auf dem Tempelplatze. Die Jiir
den leben feit der Zeit durch ganz Europa und
in andern /eltgegenden zerftrent, meift fehr
gedrückt, wenigftens faft überall der bürgerli-
chen Vorrechte beraubt. Und vielleicht darf
man ihnen diese auch nicht zugeftehen, fo lan-
ge Ge wahre Juden, den Grundfätzen ihrer Re-
ligion treu bleiben, nach der Ge das auserwähl-
te Volk Jehovah's,. das erfte der Erde , fein
wollen.
Nach cler Zerftürung Jerufalems entban-
den mehrere gelehrte Schulen unter den Ju-
den, befonders in Tiberias, die Geh mit Samm-
lung der mündlich überlieferten Gefetze und
der Erklärungen derfelben befchäftigten. So
entltand der 7alwud^ welcher enthält: 1. die
Taifcknah3 die mündlich überlieferten Gefetze,
gefummelt van Rabbi Juda dem Heiligen, igo-
bis 220; und 2."die (Jemarah, Erklärung der
jvlifcbnäh: a. die jerufalemifche, im dritten
Jahrhundert gefammelt von Rabbi Jochanan ;
b. die babylonifche, von Rabbi Afche und Jofe
im fünften Jahrhundert. — Targum ist eine
chaldäifche Paraphrhfe des Pentateuchs von
Onkelos , wahrfeheißlich einem babylonifcheu
Juden aus ungewiffem Zeitalter. —> Auch
wurden neue griechifche Ueherfetzungen des
alten Teftaments-verfertigt \on Aquila, um
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Judäa Julian Jerufalems Rabbi_Juda Rabbi_Jochanan Rabbi_Afche
Extrahierte Ortsnamen: Aelia_Gapitolina Europa Tiberias
120
Stadt Mosul, wo viele baumwollene Zeuge verfertigt
werden, die von dieser Stadt Mousseliue heißen. 2lssy-
rien und Babylon waren vormals berühmte Reiche
der jetzigen asiatischen Türkei.
2) Arabien ward in das wüste, steinige und
glückliche Arabien eingetheilt. Hier war es, wo
Moses den Israeliten auf dem Berge Sinai die Ge-
setze gab. Die merkwürdigsten Städte sind Mecca
und Medina; erstere ist Mahomeds Geburts- und
letztere dessen Begräbnißort. Der arabische Kaffee
und die arabischen Pferde werden für die besten
in der Welt gehalten.
3) Persien, mit der alten Hauptstadt Iopahan
und der jetzigen Teheran, ist reich an Seide, Baum-
wolle, Perlen, Opium, Rhabarber, Naphta u. s. w.
4) (Ostindien besteht aus 2 großen Halbinseln
und einer Menge Inseln, und ist das reichste Land in
Asien. Ein Theil davon wird von eingebornen Für-
sten, und ein anderer von den Europäern beherrscht.
Unter den letzteren haben die Engländer hier die größ-
ten Besitzungen. Dänemark bat die Stadt Tran-
kebar nebst 20 Dörfern. Ostindien ist reich an
Seide, Baumwolle, Diamanten, Gewürzen, Indigo,
Sago, Kampfer, Elfenbein rc.
5) Tibet ist ein Land, das mit der Schweiz, in
Rücksicht des Bodens und der Witterung, Aehulich-
keit, und Gold zum Hauptprodukte. Merkwürdige
Ziegen mit sehr feinen Haaren (Kaschemir-Tücher).
Es wird von 2 Priestern beherrstl)t, die sich von ihren
Unterthanen göttlich verehren lassen.
6) China ist nächst Rußland das größte Reich
auf Erden; es soll gegen 150 Millionen Einwohner
und 1500 Städte haben, unter denen Peking, Nan-
king und Cantón die merkwürdigsten sind. Die Eu-
ropäer dürfen nur nach Cantón handeln. Zu Nan-
king werden viele baumwollene Zeuge, Nankine, ver-
fertigt. Peking ist die Haupt- und Residenzstadt des
Kaisers. Sie soll gegen 2 Millionen Einwohner ha-
den, von welchen viele Tansende ans dem an der
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Extrahierte Personennamen: Naphta
Extrahierte Ortsnamen: Mosul Medina Persien Teheran Ostindien Asien Ostindien Tibet Schweiz China Peking Peking
===== H9
durch Gelehrsamkeit, Tapferkeit und Vaterlandsliebe
auszeichneten, macht einen Theil dieses Landes aus.
Die jetzigen Griechen sind ihren Vorfahren nicht ähn-
lich. Sie sind zwar Christen, werden aber doch von
den Türken an manchem Guten, — an Menschenliebe,
übertroffen. Die Türken bekennen sich zu einer Neli-
gion, die von Mahomed gestiftet, und aus der heidni-
schen, jüdischen und christlichen Gotteslehre zusammen-
gesetzt ist. und Moses und Christum für große, Ma-
homed aber für den größten Propheten erklärt. Die
Türkei ist ein ziemlich gebirgigtes Land; unter den
Bergen bemerken wir uns denhämus und Olympus,
und unter den Flüssen die Donau. Die wichtigsten
Producte sind Reis, Oel, Baumwolle, Seide und edle
Früchte. Dem türkischen Kaiser sind noch viele herr-
liche Länder in Asien und Afrika unterworfen. Die
Größe der europ. Türkei betragt 7870 Qm. und die
Zahl der Einwohner über 6 Millionen.
Alle diele Länder, von welchen wir nun gelesen ha-
den, heißen zusammen mit einem gemeinschaftlichen
Namen Europa, welches zwar der kleinste, aber doch
der wichtigste Erdtheil ist: denn er ist am besten ange-
baut, und seine Bewohner sind durch ihre Kenntnisse
und Geschicklichkeit Herren eines großen Theils der
Erde geworden. Nach der neuesten Berechnung ist der
Flächeninhalt von Europa 155,000 Qm., auf welchen
182 Millionen Menschen leben.
2. V 0 n Asien.
Dieses Erdtheils bemerkenswerthe Länder sind fol-
gende :
i) Die asiatische Türkei, welche die Länder
Natolien, Syrien und Mesopotamien unter sich be-
greift. Natolien heißt auch Ktemasien oder die Le-
vante. Smyrna und 2lngora sind darin berühmte
Oerter. Warum? — Zu Syrien gehört das ehe-
malige jüdische Land mit den Städten Jerusalem,
Bethlehem u. s. w. In Mesopotamien liegt die
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Extrahierte Ortsnamen: Christum Donau Asien Afrika Europa Europa Asien Syrien Mesopotamien Smyrna Jerusalem Bethlehem Mesopotamien
6o
der Stadt Mekka geboren. Er verlor früh Vater
und Mutter; sein Oheim erzog ihn zur Handlung,
und Mahomed machte als Kaufmann viele Reisen.
Nachdem er sich durch Handel und eine reiche Heirath
ein ansehnliches Vermögen gesichert hatte; gab er
die Handlung auf, zog sich in die Einsamkeit zu-
rück, und trat dann plötzlich als Prophet des
Herrn auf. Der Engel Gabriel fey ihm erschie-
nen, und habe ihm erklärt: Gott habe ihn zu seinem
Apostel auserwahlt. Er fand Anhänger; allein der
Stamm gerade, zu dem er gehörte, feindete ihn an,
und Mahomed mußte von Mekka nach Medina flie-
hen, 622, den 16 Juli. Von diesem Tage an
rechnen die Mahomcdancr ihre Mondjahre der Hed-
schra. In Medina fand er großen Anhang, so daß
er bald bewaffnete Schaaren gegen seine Feinde fuh-
ren konnte. Mekka mußte sich unterwerfen, ganz
Arabien wurde besiegt, Mahomed drang in Syrien
ein, und fodcrte selbst den Kaiser von Konstantino-
pcl auf, seine neue Lehre anzunehmen. Er starb
632 an Gift, und zu seinein Sarge in der Moschee
von Medina soll jeder Mahomedaner wallfahrten.—
Die Lehren des Mahomeds, glaubtman, feyen ent-
halten im Koran: darin wird besonders empfohlen
zu beten, zu fasten und Almosen zu geben; keinen
Wein zu trinken, sich oft zu waschen, sich beschnei-
den zu lassen, und kein Glücksspiel zu spielen. Für
die neue Lehre, Islam genannt, zu fechten, fey ei-
nes der größten Verdienste; und nach dem Tode hat-
ten alle Moslemim die höchsten Freuden zu erwarten.
Unter den Nachfolgern Mahomeds, Ka lifen
genannt, folgten Eroberungen auf Eroberungen:
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schnell nach Asien über, und dort sielen fast alle
durch die Türken, ohne Jerusalem gesehen zu haben.
.— Im Herbst folgte mit einem geordneten Heere
Gottfried von Bouillon; und nachdem 1097 in
Asien-alle ausgezogenen Fürsten sich vereiniget hatten,
fand sich eitle Armee von Zoo,002 Kriegern beisam-
men. Doch waren die Türken ein tapferes Volk,
und als die Christen bis Jerusalem vorgedrungen
waren, betrug ihre Zahl nur kaum noch 62,000.
Hier aber begeisterte sie der Anblick der heiligen Stadt,
und den /4 Juli 1299 ward Jerusalem erobert. Die
Christen mordeten mit unmenschlicher Grausamkeit.
Gottfried ward zum König von Jerusalem ernannt;
und als er 1122starb, folgte ihm sein Bruder Bal-
duin von Flandern. Hier wurde auch der Orden
der Johanniterritter gestiftet, die Ungläubigen
zu bekriegen. Fromme Christen in den Abendlän-
dern,. die nicht selbst gegen die Türken ziehen woll-
ten, gaben Geld und schenkten Güter, daß diese
Ritter für sie kämpften. So ward der Orden reich.
Ans Palästina vertrieben sioh er nach Rhodns; von
Rhobus nach Malta; und jetzt leben die wenigen noch
übrigen Ritter des Ordens in der Zerstreuung.
42.
Jndeß fehlte es den Christen in Palästina an Bei-
stand, da sie unaufhörlich von den Türken angegrif-
fen wurden. Sie baten um Hülfe, und 1147 zo-
gen Konrad Iii., Kaiser von Deutschland, und
Ludwig Vii., König von Frankreich, mit einem
großen Heere akls. Allein fast das ganze Heer wur-
de auf dem Marsche durch Ungarn, Servien, das
griechische.gebiet und Kleinasi-cn , durch feindliche
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Asien Jerusalem Jerusalem Jerusalem Jerusalem Flandern Rhodns Malta Palästina Deutschland Frankreich Ungarn
72
Muth etwas ausrichten zu können; allein umsonst: er
mußte ebenfalls zurück, schon im Angesicht Jerusalems
1192. Unterwegs ward er gar noch gefangen, und
von dem deutschen Kaiser unredlich in hartem Gesang-
niß gehalten, bis seine Unterthanen ihn 1194 um eine
große Summe Geldes loskauften.
Da nun Jerusalem wieder in unchristlichen Händen
war, predigten die Päbste unaufhörlich das Kreuz;
besonders der schlaue, herrschsüchtige Innocenz Ih.,
1198 — 1216. Eine Anzahl französischer Grafen schiffte
sich ein: allein, statt nach Jerusalem zu gehen, erober-
ten sie Constantinopel, 1204, und gründeten hier ein
lateinisches Kaiserthnm. — Auch der König der Un-
garn, Andreas, erreichte Palästina nicht; wie war es
auch möglich, daß 50,000 Kinder, die von Priestern
zusammengebracht waren, die Mühseligkeiten eines sol-
chen Zuges hatten ausstehen können!— Endlich zog
Friedrich Ii., Kaiser, von Deutschland, aus Furcht
vor dem Interdikt, 1228 nach Palästina, und gewann
Jerusalem und alle verlorenen Städte. Kaum aber
war er zurück, so hatten die Türken sie wieder er-
obert. Ludwig Ix. von Frankreich unternahm nun
den letzten Kreuzzug, den unglücklichsten unter allen,
1248. Er eroberte zwar Damiette in Aegypten, ward
aber fast mit dem ganzen Heere gefangen, und kam
erst 1254 zurück. (Er starb nachher auf einem Be»
kehrungskriege gegen Tunis 1270.) Die Türken er-
oberten eine christliche Stadt nach der andern, und 1291
die letzte, Ptolemais.
Sechs Millionen Menschen hatte Europa dukch die
Kreuzzüge verloren; aber der Geist war geweckt: man
hatte morgenlandische Kunst kennen gelernt, es waren
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Extrahierte Personennamen: Innocenz_Ih Innocenz Andreas Palästina Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Jerusalem Jerusalem Constantinopel Deutschland Palästina Jerusalem Frankreich Tunis Europa
die Gemeinden nur klein: denn die Christen wurden
als Juden angesehen; und die Juden waren besonders
in Rom übel berüchriget, weil sie sich so oft gegen die
römische Oberherrschaft empörten. Zwar wurde 70
nach Christo Jerusalem zerstört; dennoch dauerten die
Empörungen fort, und alle Züchtigungen der Juden
trafen zugleich die Christen mir. Viele wurden hinge;
richtet, weil sie die Lehre nicht verleugnen wollten,
von deren trostreicher Wahrheit sie durch Nachdenken
und Erfahrung sie fest überzeugt waren; doch die stand-
hafte Ertragung des Todes erwarb ihnen den Ruhm
heiliger Märtyrer; und ihr Heldenmuth bewog oft
ganze Schaaren der Heiden, sich raufen zu lasten. So
bestanden ums Jahr 300 nach Christo schon viele christ-
liche Gemeinden; doch war das Christenthum die un-
terdrückte Kirche. Da erklärte sich der Kaiser Con--
stantin, der Constantinvpel erbauete und es statt
Rom zu seiner Residenz wählte, öffentlich für einen
Freund der Christen, 312, und ließ sich auch selbst vor
seinem Tode, 337, raufen. Dadurch ward das Chri-
stenthum öffentliche Landesreligion; es wurden Kirchen
erbaut, ein prachtvoller Gottesdienst eingeführt; und
der alte Götterdienst verlor' immer mehr Anhänger.
Doch wurden die Christen, denen Christus als Haupt-
gesetz: Liebet euch unter einander, lieber .eure Feinde!
empfohlen hatte, jetzt äußerst hart gegen Andersmei-
nende; sie verfolgten die Heiden, und verbrannten
schon um 400 Ketzer. Bald entstand ein Rangstreit
zwischen den Patriarchen von Rom und Constantinopel;
jeder wollte der vornehmste sein. Und endlich kam
das Mönchswesen auf, welches aus dem Glauben ent-
sprang, als sei es verdienstlich, sich der menschlichen
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Extrahierte Personennamen: Christo Christus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Christo_Jerusalem Rom Constantinopel
58
der Stadt Mekka geboren. Er verlor früh Vater und
Mutter; sein Oheim erzog ihn zur Handlung, und Mar
bomed machte als Kaufmann mehrere Reisen. Nach;
dem er sich durch Handel und eine reiche Heirath ein
ansehnliches Vermögen gesichert halte, gab er die Hand-
lung auf, zog sich in die Einsamkeit zurück, und trat
dann plötzlich als Prophet des Herrn auf. Der En-
gel Gabriel sei ihm erschienen, und habe ihm erklärt:
Gott habe ihn zu seinem Apostel auserwählt. Er fand
Anhänger; allein der Stamm gerade, zu dem er ger
hörte, feindete ihn an, und Mahomed mußte von Mekka
nach Medina fliehen, 622, den 16. Juli. Von die-
sem Tage an rechnen die Mahomedaner ihre Mond-
jahre der Hedschra. In Medina fand er großen An-
hang, so daß er bald bewaffnete Schaaren gegen seine
Feinde führen konnte. Mekka niußte sich unterwerfen;
ganz Arabien wurde besiegt; Mahomed drang in Sy-
rien ein, und foderte^, selbst den Kaiser von Constali-
tinopel auf, seine neue Lehre anzunehmen. Er starb
632, und zu seinem Sarge in der Moschee von Me-
dina soll jeder Mahomedaner wallftümen. — Oie
Lehren Mahomeds, glaubt man, seien enthalten un
Koran: darin wird besonders empfohlen zu beten, zu
fasten und Almosen zu geben, keinen Wein zu trinken,
sich oft zu waschen, sich beschneiden zu lassen, und kein
Glücksspiel zu spielen. Für die neue Lehre, Islam
genannt, zu fechten, sei eines der größten Verdienste;
und nach dem Tode hätten alle Moslemin: die höchsten
Freuden zu erwarten.
Unter den Nachfolgern Mahomeds, Kalifen ge-
nannt, folgten Eroberungen auf Eroberungen: Sy-
rien, Phönizien, Palästina, Aegypten und fast die
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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69
fern Winterfroste, drei Tage und drei Nachte stehen;
und erst amtierten Tage sprach ihn der Pabst, aber
nur unter der Bedingung vom Banne los, daß er stch
der königlichen Herrschaft enchielte, bis in Deutschland
entschieden sei, ob er noch König sein könne. — In-
deß erwählten die Deutschen einen andern König, Ru«
dolph, mit päbstlicher Genehmigung. Heinrich aber
schlug stch mit ihm tapfer in Deutschland; und wurde
1080 aufs Neue in den Bann gethan. Rudolph fiel
in einer Schlacht bei Merseburg. Heinrich zog jetzt
wieder nach Italien, und setzte 1084 Gregor ab, der
1085 starb. — Doch hatte Heinrich immerfort mit
Feinden in Deutschland und in Italien zu kämpfen.
Ja 1097 empörte stch sein ältester Sohn, Konrad,
gegen ihn; und nach dessen Tode, 1101, ließ sein
jüngster Sohn, Heinrich, den Vater gefangen nehmen,
und stch krönen, 1105. Der unglückliche König starb
1106 in tiefer Erniedrigung; und selbst seinem Leichr
ñame gönnte man nicht eher Ruhe, als bis der Pabst
ihn 1111 vom Banne losgesprochen hatte.
41.
Es war schon seit Constantins Zeit Sitte gewesen,
Wallfahrten nach dem heiligen Grabe in Jerusalem am
zustellen; und als die Araber im 7ten Jahrhundert Pa-
lästina eroberten, störelen ste diese frommen Andachtsr
Übungen der Christen nicht. 1076 aber eroberten die
Türken das Land; diese beschimpften die heiligen Oer-
ter, und kränkten die Pilgrimme; und die Nachrichten
davon empörten die Christen in den Abendländern. Da
kam Peter von Amiens, der Einstedler, 1094
vom heiligen Grabe zurück, und wußte durch seine
rührende Schilderung des Leidens der Christen in Par
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Rudolph Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrich Heinrich Konrad Konrad Heinrich Heinrich Constantins Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Merseburg Italien Deutschland Italien Jerusalem